Kaufering – Die Red Hocks Kaufering haben es geschafft: Mit zwei Siegen gegen den TV Lilienthal setzten sich die Kauferinger in der Relegation durch und dürfen ab September zum zehnten Mal in Folge in der 1. Floorball Bundesliga an den Start gehen. Das Auswärtsspiel in Lilienthal war am Samstag – anders als das 13:2 in der Vorwoche – einmal mehr eine Nervenschlacht. Erst in der Verlängerung erlöste Jonas Fellner seine Mannschaft mit dem 8:7.
Dass die Aufgabe im Bremer Umland um einiges schwerer werden würde als im Heimspiel, damit hatte man im Kauferinger Lager bereits gerechnet. Rekordtor-Schütze Ricardo Wipfler, der die Red Hocks beim 13:2 bereits nach drei Sekunden in Führung geschossen hatte, fehlte diesmal. Dem ansonsten fast vollzähligen Kader der Bayern steckten am Samstagabend (Beginn war 18 Uhr) zehn Stunden Busfahrt in den Knochen, vor Ort fanden sie bei 30 Grad Außentemperatur eine noch viel heißere Halle vor. „Vor einer Woche hatte Lilienthal den Auswärtsnachteil, diesmal wir. Wir wollten sämtliche Ausreden von vornherein wegreden und ausschließen, aber den Schalter haben wir aufgrund der Umstände trotzdem erst sehr spät gefunden“, bedauert Kapitän Marco Tobisch.
Denn die Fehlerquote auf Seiten der Kauferinger war vor allem in den ersten beiden Dritteln immens: Viele versprungene Bälle, Stockfehler, vermeidbare Zweikämpfe und immer wieder Stellungsfehler in der Hintermannschaft waren zu sehen – auf der anderen Seite eine stark kämpfende Lilienthaler Mannschaft, die effektiv ihre Chancen verwertete und aufgrund einiger Pfosten- und Lattenschüsse sogar noch höher hätte führen können. Mit 6:3 ging es in die zweite Drittelpausen.
Zuvor hatten die „Wölfe“ bereits einen sensationellen Start erwischt und führten nach fünf Spielminuten bereits mit 3:0. Danach versuchte sich Kaufering ins Spiel zurückzuarbeiten, was phasenweise gelang. Marco Keß mit zwei Treffern und Martin Rieß sorgten zwischenzeitlich für den schmeichelhaften Ausgleich (3:3), doch im zweiten Drittel nahmen die Fehler im Spiel der Roten wieder die Züge der Anfangsphase an.
Erst im letzten Drittel nahmen die Red Hocks den Kampf an und spielten aus einer stabilen Defensive heraus nach vorne. Wichtig war zunächst der 4:6-Anschlusstreffer durch Jonas Fellner. Und nur drei Minuten später wurde Daniel Wipfler auf der rechten Seite freigespielt – er spitzelte den Ball aus spitzem Winkel über den Oberschenkel des Lilienthaler Torhüters ins lange Eck (44.). Kurz darauf erlitt die Aufholjagd einen kleinen Dämpfer, als TVL-Kapitän Luis Moes den Ball aus kurzer Distanz mit der Rückhand zum 7:5 unter die Latte schaufelte. Aber die Red Hocks waren nun präsenter auf dem Feld und hatten die Partie, anders als noch in den ersten beiden Dritteln, fest im Griff. Und tatsächlich schaffte die Mannschaft von Trainer Markus Heinzelmann das Comeback: Marco Keß traf nach Pass von Moritz Billes zum 6:7 und nach einer langen Bogenlampe aus der eigenen Ecke setzte sich Angreifer Benedikt Richardon gegen einen Verteidiger durch und erzielte den Ausgleich (54.).
Nachdem der Siegtreffer in der regulären Spielzeit nicht mehr fallen wollte, musste wie schon gegen Leipzig die Verlängerung entscheiden. Auch hier hielten die Kauferinger den Druck über die meisten Phasen aufrecht und erarbeiteten sich den Sieg: Nach einem Freischlag für Lilienthal überspielte Jonas Fellner mit dem ersten Kontakt nach Ballgewinn einen weit aufgerückten Wölfe-Verteidiger. Auch weitere zurückeilende Lilienthaler konnten den Jungspund nicht mehr aufhalten und so legte Fellner den Ball auch noch am herausrutschenden Torhüter vorbei und schließlich mit der Rückhand ins leere Tor.
Mit in Summe 29 Spielen geht die längste Saison der Red Hocks-Historie zu Ende. Kapitän Tobisch sagt in einem ersten Fazit: „Die Abstiegsspiele waren für mich sinnbildlich für die ganze Saison. Wir haben in vielen Spielen unser großes Potenzial gezeigt und ganz besonders unsere jungen Spieler haben immer wieder bewiesen, dass sie auf dem hohen Niveau schon mithalten können. Zu oft hat aber auch die Konstanz gefehlt und wir haben in fast jedem Spiel wackelige Phasen eingestreut – Phasen, die auch andere Teams haben, die bei anderen aber vielleicht zu ein oder zwei Gegentoren führen. Uns haben diese Phasen mehrfach gleich ganze Spiele bzw. wichtige Punkte gekostet.“ Nichtsdestotrotz überwiege aber das Positive, so der Verteidiger. „Was das gesamte Offensivspiel und den Mut im Pressing betrifft, haben wir in meinen Augen eine sehr gute Entwicklung hingelegt und unser Spiel in vielen Bereichen attraktiver gemacht.“
Schon seit einigen Wochen basteln die Verantwortlichen bereits am Kader für die nächste Saison. Einen ersten Neuzugang will der Verein in Kürze bekanntgeben. Nach einer kurzen Sommerpause soll auch bald schon wieder die Saisonvorbereitung anlaufen, ehe Mitte September die nächste Bundesligasaison startet – auf die man dank des Sieges in Lilienthal nun endgültig Kurs nehmen darf.