Der Bundesliga-Traum lebt weiter!

Der alles überragende Red Hocks-Moment am Wochenende: Raphael Heinzelmann trifft in der letzten Minute der Verlängerung zum 7:6 und hält den Traum vom Klassenerhalt am Leben.   Foto: Finkenzeller

 

Kaufering – Spannender hätten die Floorballer der Red Hocks Kaufering die Playdowns kaum gestalten können. In der „Best-of-Three“-Serie gegen den SC DHfK Leipzig standen sie nach der Auftaktniederlage (6:7) bereits mit dem Rücken zur Wand: Nur mit zwei Heimsiegen am vergangenen Wochenende konnte der erstmalige Abstieg nach neun Jahren Bundesliga noch abgewendet werden. Und tatsächlich meisterte die Mannschaft von Trainer Markus Heinzelmann diese Hürde – mit einem 7:6 nach Verlängerung sowie einem 4:2. Nun wartet Zweitliga-Vizemeister TV Lillienthal in der Relegation.

Die Ausgangslage vor dem Spiel am Samstag war klar: Ein Sieg musste her, um die Chancen auf den Klassenerhalt zu wahren. Mit Videoanalysen und auf dem Taktikboard hatten sich die Red Hocks nach dem letzten Spiel in Leipzig nochmal akribisch vorbereitet. Vor allem kämpferisch mussten die Roten noch ein Gang hochschalten, um die nötige Intensität in das Alles-oder-Nichts Spiel zu bringen. Genauso starteten die Kauferinger in die Partie: Von Anfang gewannen sie die Mehrheit der Zweikämpfe, hielten die Gefahr vom eigenen Tor fern und befreiten sich mühelos aus dem Druck der Leipziger. Speziell hervorzuheben gilt es die beiden Verteidigerpaare Brücklmayr/Heinzelmann und Billes/Tobisch, die vor dem Kauferinger Tor aufräumten und das Forechecking von Leipzig clever auszuspielen vermochten. Offensiv spielten die Roten mit viel Geduld und ließen die gegnerische Verteidigung durch gute Spielverlagerungen laufen. So zum Beispiel Marco Keß, der einen Angriff zum ersten Tor fürs Heimteam verwertete, den er zuvor selbst eigeleitet hatte. Mit diesem Initialzünder holten die Gastgeber das Momentum endgültig auf ihre Seite und erhöhten noch im ersten Drittel auf 4:1.

Danach nutzte Leipzig seine Überzahlmöglichkeiten effektiv aus. Innerhalb weniger Minuten erzielten die Grün-Weißen zwei Powerplay-Tore und blieben dran. Auch im letzten regulären Spielabschnitt blieb das Spiel äußert knapp und hart umkämpft. Den Zwei-Tore Abstand konnten die Roten über weite Strecken aufrechterhalten. Spürbar aber: Die Abgeklärtheit und Spieldominanz, die das Heimteam anfangs noch auf das Parkett gebracht hatte, ließ etwas nach. So erzeugte Leipzig beim Stand von 4:6 viel Druck Richtung Kauferinger Tor und ließ den bereits sicher geglaubten Kauferinger Sieg nochmal wackeln. Elf Sekunden vor der Schlusssirene drückte ein Leipziger den Ball dann tatsächlich noch zum 6:6 über die Torlinie und erzwang die Verlängerung.

„Allen Kauferingern, egal ob Zuschauer, Trainer oder Spieler, hat das Tor kurz den Boden unter den Füßen weggezogen. Plötzlich war der Abstieg wieder ganz nah“, schildert Jan Küchli den Moment. Was folgte, zeigte aber auch das Resultat eines Reifeprozesses, den die junge Mannschaft aus Kaufering im Laufe der Saison durchlaufen hatte. Trotz des immensen Nackenschlags setzten die Roten in der Verlängerung wieder dort an, wo sie im ersten Drittel aufgehört hatten: Man verbuchte mehr Chancen und ließ sich auch von einem verschossenen Penalty nicht aus der Ruhe bringen. Und so wurde die „Rote Macht vom Lech“ belohnt: Raphael Heinzelmann hämmerte den Ball nach einem Abpraller per Volley in die Maschen – und sicherte den Red Hocks das Entscheidungsspiel, das direkt am Sonntag folgte.

Nach gerade einmal 22 Stunden standen sich die beiden Mannschaften wieder im Sportzentrum gegenüber. Im ersten Abschnitt tasteten sich beide Teams heran – so stand es nach 20 Minuten 0:0. Leipzig spielte solide in der Defensive, die Kauferinger hatten mehr Mühe im Spielaufbau als noch am Tag zuvor.

Kurz nach Beginn des zweiten Drittels erzielte der SC DHfK Leipzig das erste Tor - nach einem Freischlag aus der Ecke. In den folgenden zehn Minuten taten sich die Red Hocks schwer, Dominanz ins Spiel zu bekommen und schwächten sich zudem durch unnötige Strafen. Das Powerplay der Leipziger blieb derweil effizient und erhöhte auf 2:0. Wieder standen die Roten also mit einem Bein in der zweiten Liga, doch die Bank blieb ruhig: Die Red Hocks spielten weiter Einsatz für Einsatz und wurden knappe drei Minuten später mit dem 1:2 belohnt. Verteidiger Moritz Billes fand mit einem halbhohen Schuss eine Schwachstelle beim Leipziger Schlussmann und blies zur Aufholjagd.

Kaufering startete mit einem Tor Rückstand in das letzte Drittel, doch auch die rund 300 Zuschauer spürten, dass das Momentum nun auf der Seite des Heimteams war. Nach knapp vier Minuten legte Daniel Wipfler herrlich für Martin Rieß auf, der nur noch einschieben musste. Nun lief es für die Kauferinger, die mit einem Doppelschlag (49./50.) eine 4:2-Führung herausschossen. Und diesmal hielt auch die Defensive stand: Torhüter David Winziger, der bis dato wenig Schüsse auf sein Tor bekommen hatte, blieb hellwach und zeigte nun mehrere starke Paraden. So blieb es beim 4:2.

Die Freude und die Erleichterung waren allen Spielern, Trainern und Fans der Roten anzumerken. Nun hat man den Abstieg vorerst abgewendet und ist nur noch einen letzten Schritt davon entfernt, die Klasse zu halten: Am kommenden Samstag, 18. Juni, empfangen die Red Hocks den Zweitliga-Vizemeister TV Lilienthal zu Spiel 1 der Relegations-Serie – was übrigens definitiv das letzte Heimspiel der Kauferinger sein wird. Denn Spiel 2 und 3 finden in der darauffolgenden Woche in Lilienthal (bei Bremen) statt. Auch hier gilt: Wer zwei Spiele gewinnt, ist Sieger der Serie – und darf dann endgültig das Ticket für die 1. Bundesliga feiern!