Corona und das Jahr 2020 – diese zwei Begriffe werden noch lange eng miteinander verknüpft sein. Die Pandemie bescherte auch dem Sport, dem Floorball und den Red Hocks schwierige Momente. Doch neben den damit einhergehenden Tiefen gibt es auch Höhen, die positiv in Erinnerung bleiben. Corona-Infektionen unserer Mitglieder stehen ein Sensations-Sieg über Weißenfels und die starke Entwicklung unserer Bundesliga-Mannschaft gegenüber; der Absage der U13-DM, für die wir bereits als Ausrichter feststanden, die erfolgreich als Gastgeber gemeisterte U17-Trophy; bitteren Spiel- und Trainings-Lockdowns Augenblicke tiefer Verbundenheit und die Vorfreude, hoffentlich bald wieder miteinander loslegen zu dürfen. Unser Jahresrückblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ruft besondere einzelne Momente aus dem Blickwinkel ihrer Beteiligten ins Gedächtnis. Gemeinsam mit ihnen und Euch sehen wir dem neuen Jahr optimistisch entgegen.
Mai: Weiter immer weiter!
Die kreativen Köpfe des Presseteams haben sich auch im Mai ein kleines Ratespielchen für euch überlegt.
Könnt ihr euch noch erinnern? Nach dem Motto: Wer bin ich? Haben wir euch einige neue Spieler vorgestellt. Oder waren es doch die alten Bekannten?
Juni: Endlich wieder Training (von Tobias Hutter)
„Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, dann konnten wir im Juni wieder zusammen trainieren. Zwar stand am Anfang ‚nur‘ Physistraining mit unserem ‚Drill-Seargent‘ Marc Ullius auf dem Programm, doch es war schon ein cooles Gefühl, die ganze Mannschaft wieder zu sehen und uns gemeinsam wieder auf eine Saison vorzubereiten.
Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, ob und wann diese startet. In den ersten Wochen legten wir den Fokus auf Beweglichkeit und Verletzungsprophylaxe. Das harte Sommertraining mit Kraft- und Konditionseinheiten stand erst ab Juli auf dem Programm.
Neben dem offiziellen Training habe ich persönlich versucht, mich mit individuellen Kraft- und Konditionseinheiten zweimal pro Woche auf die Saison vorzubereiten.
Ansonsten nutze ich die floorballfreie Zeit im Sommer, um in die Berge zu gehen, etwas mit Freunden zu machen oder Fahrrad zu fahren. Denn während der Saison bleibt an den Wochenenden für solche Dinge meistens nicht so viel Zeit übrig.“
Tobias Hutter (27) ist Gründungsmitglied der Red Hocks und einer der erfahrensten Bundesligaspieler.
Juli: Wie viel verlernt man während eines Lockdowns? (von Benedikt Richardon)
Wie viel verlernt man während eines monatelangen Lockdowns? Und wie schnell entfaltet man seine Fähigkeiten wieder? Während in Kaufering noch Outdoor-Training ohne Stock angesagt ist, steht für Verteidiger Benedikt Richardon im Juli in Frankfurt bereits das Sommerlager, das Herzstück im Lehrgangskalender der U19-Nationalmannschaft, an. Die Vorbereitung auf eine Junioren-WM stellt ein äußerst anspruchsvolles Ziel dar – im Team wie individuell. Gleichzeitig geht es auch darum, sich für den Kader zu empfehlen.
Sonntag, 26. Juli: „Während der Zugreise studiere ich noch einmal das Taktikbuch und bereite mich mit Dehnübungen auf den Physistest vor. Dieser Physistest ist immer eine große Herausforderung und bereits das erste richtige Messen untereinander. Meine Vorbereitung war hart, zur Belohnung schaffe ich gute Werte. Danach folgen das Abendessen und Theorieeinheit 1 – mit einer allgemeinen Wiederholung unserer Taktik, der Regeln innerhalb des Teams und dessen Zielen für das Sommerlager. Um ca. 23 Uhr ist wie jeden Tag Nachtruhe angesagt.“
Montag, 27. Juli: „Ich und meine beiden Zimmerkollegen stehen um 7.45 Uhr auf. Im ersten Training liegt der Schwerpunkt darauf, auf Wettkampfniveau zu kommen und die am Morgen in Theorie 2 besprochenen Spielzüge aufs Feld zu bringen. Wie nach jedem Trainingsende gibt es eine Selbstreflektion, wo sich alle am Bullypunkt versammeln und über gelungene Ziele und dringende Verbesserungen sprechen. Nach dem Mittagessen werden ich und meine Mitspieler in Gruppen für das Teambuilding eingeteilt. In diesen bewältigen wir Challenges, welche der Trainerstab uns über die Woche stellt.“
Dienstag, 28. Juli: „Heute geht es in Training 4 (9 bis 10.30 Uhr) darum, uns aus Pressingsystemen zu befreien und Transitionlösungen, also Spielfortsetzungen in der Greenzone (Spielfeldmitte), zu finden und zu kreieren. Gegen 13 Uhr treffen sich die Goalies zu einer separaten Session. Ich führe währenddessen mein Spielergespräch mit Bundestrainer Thomas Berger. Meine Leistungen in den drei bisherigen Tagen überzeugen ihn noch nicht. Daher überlege ich mir zwischen einer weiteren Teambuildingeinheit und Training 5, was ich ändern kann. Wie immer auf der Heimfahrt in der Straßenbahn sprechen meine Reihenmitspieler und ich über unser Spiel und wie wir es verbessern können. Am Abend holt Thomas meinen Block und mich zu sich und gibt uns Tipps, wie wir solche Besprechungen zielführender gestalten. Meine Physio-Behandlung endet um knapp nach Mitternacht.“
Mittwoch, 29. Juli: „Für heute habe ich mir eine neue Morgenroutine überlegt. Ich merke, dass sich mein Spiel direkt in Training 6 dadurch verändert. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf dem Festsetzen im gegnerischen Drittel, der Speed- und Targetzone. Über die Mittagszeit hinweg gewöhne ich mich an einen anderen Schläger, da mein eigentlicher im vorherigen Training gebrochen ist. Zudem steht eine Thoerieeinheit an, in der es um die Auswertung unseres Trainingstagebuchs geht. Ich bekomme einen Sonderapplaus, da ich mein Pensum an Trainingszeit pro Woche in den letzten Monaten nochmal um 311 Minuten gesteigert und somit meinen Durchschnitt von Beginn der WM-Kampagne fast verdoppelt habe. Am Nachmittag stehen wieder ein paar Partnerchallenges an. Eine halbe Stunde später folgt schon Training 7. Zum Abend hin bekomme ich heute den Tagesadler für besondere Taten oder Auftreten: Eine Adlerkette und eine der höchsten Auszeichnungen, die man im Team bekommen kann.“
Donnerstag, 30. Juli: „In Theorie 4 (9 bis 10 Uhr), geht es diesmal um unsere Defensivarbeit und Spielsysteme, welche meine Reihe und ich sofort im Spielteil von Training 8 umsetzen. Zwischen den Wechseln erhalte ich immer mehr positive Rückmeldung von meinem Headcoach. Heute Nachmittag steht direkt vor Training 9 (Schwerpunkt Zweikampfverhalten und Standardsituationen) noch eine Physiseinheit auf dem Programm.“
Freitag, 31. Juli: „Die neue Morgenroutine zeigt immer mehr positive Wirkung. Am letzten Trainingstag liegt die volle Konzentration darauf, die Inhalte der letzten Tage nochmal perfekt umzusetzen. Die Vorfreude auf das morgige große Endspiel steigt. Ein weiteres großes Highlight folgt heute Abend: Zuerst dürfen wir uns unsere Visionen, welche wir auf einen Zettel gemalt oder geschrieben hatten, selbst zuordnen. Im anderen Teil gibt es Vorführungen verschiedener Theaterstücke, welche sich die Gruppen in der Freizeit überlegt und geübt hatten.“
Samstag, 1. August: „Heute Morgen nach dem Check-Out sitzen mein Block und ich wieder während der Straßenbahnfahrt am Taktikboard. Am Ende von Training 12 reflektieren wir die gesamte Woche: Ob wir unsere Ziele erreicht und die Erwartungen des Trainerstabs erfüllt haben. Als ich mich von Thomas verabschiede, entgegnet er: ‚Das war geil oder?‘. Ein Lob für meine Entwicklung über die Woche hinweg.“
Ausblick auf die WM: „Die U19 WM findet 2021 in Brno in Tschechien statt. Unsere Gruppengegner Schweden, Schweiz und Dänemark stehen bereits fest. Ich selber setze alles daran, einen Kaderplatz zu bekommen und trainiere täglich. Ich habe mir Ziele für meine Karriere gesetzt und ich bin absolut überzeugt davon, diese zu erreichen.
Die WM in Brno wird ein großartiges Event für alle U19 Mannschaften. Besonders aber für uns, da unser Jahrgang die Ehre hat, in der A-Division aufzulaufen. Wir setzen alles daran, dort zu bestehen.“
Benedikt Richardon (18) ist Verteidiger unserer Bundesligamannschaft und des U19-Nationalteams sowie Co-Trainer der Kauferinger U17.
August: Blick über den Tellerrand und Landesgrenzen (von Markus Heinzelmann)
Die Partnerschaft zwischen dem Schweizer NLA-Club UHC Waldkirch-St.Gallen (WaSa) und den Red Hocks ist einer der wichtigsten Meilensteine im abgelaufenen Jahr. Vorläufige Krönung war die Gap-Week im August, bei der mehrere Nachwuchsspieler auf Einladung WaSas Erfahrungen in den dortigen Trainings sammeln durften. Daneben nutzten Trainer und Funktionäre die Möglichkeit zum Austausch. Unter ihnen war auch Bundesliga-Coach Markus Heinzelmann.
„In der Schweiz ist einiges anders. Zum Beispiel sind die Leute kleiner – oder zumindest die Türstöcke in alten Häusern bei 1,85 Metern Höhe. Während einige Spieler bei Gastfamilien aufgenommen wurden, hatten wir selbst uns für unseren Aufenthalt eine Ferienwohnung im Appenzeller Stil gemietet. Da wird das Ferienwohnen zum Gehirnjogging, sonst schmerzt es. Darüber hinaus wohnte es sich idyllisch in unserem Jahrhunderte alten Haus. Für uns gewöhnungsbedürftig waren die vergleichsweise lockeren Corona-Maßnahmen und wie sie beispielsweise im Supermarkt eingehalten wurden.
In Sachen Floorball hatten wir die ganze Zeit volles Programm: Täglich mindestens eine Technikeinheit plus die ein oder andere normale. Für tiefergehende Einblicke in die Trainerarbeit reichte es aber noch nicht. Dafür waren die von mir besuchten Trainingseinheiten von den Inhalten, als auch von den Altersstufen her zu unterschiedlich.
Unsere Spieler kamen bei den Techniktrainings, die um die Mittagszeit stattfanden, fast in den Genuss von Einzeltrainings, da in kleinen Gruppen trainiert wurde. Es zeigte sich: Die Schweizer sind nicht nur kleiner, sondern auch schneller. Das Tempo im Training ist deutlich höher. Aber auch die Anforderungen an Konzentration sind größer – ähnlich wie bei den Türstöcken. Unsere Nachwuchsspieler waren im U21 Training gut gefordert und im NLA Training nach der Hälfte der Zeit mehr als gut bedient. Je höher die Altersklasse, desto deutlicher die Unterschiede zwischen WaSa und den Red Hocks. Insgesamt ist die Leistungsdichte über alle Jahrgänge höher.
Anders als bei uns findet bei WaSa eine Selektion statt, was zu dieser hohen Leistungsdichte beiträgt. Ein weiterer Faktor: Die Schulkinder in der Schweiz haben die Möglichkeit, ihren Sportunterricht im Verein als reguläre Trainingseinheit zu absolvieren.
Gegen Ende der GAP-Week stand dann für zwei unserer U19 Spieler noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: Sie nahmen an einem Vorbereitungsspiel der U18 von WaSa gegen GC Zürich teil. Ein außerordentliches Erlebnis und zugleich eine große Herausforderung. Denn das von WaSa praktizierte Spielsystem hatten sie noch nie selbst gespielt. Die beiden Trainingseinheiten vorab konnten nur einen rudimentären Einblick in das System geben. Im Gegensatz zu uns bietet die Schweiz mit dem U18 und U21 Spielbetrieb jungen Spielern einen idealen Übergang in den Spielbetrieb im Herrenbereich.
Während der Woche konnte ich mich in ersten Gesprächen mit den Trainerkollegen und Spielern von WaSa austauschen. Die offene und kommunikative Art der Schweizer Kollegen machte mir die Kontaktaufnahme leicht. Für mich die Gelegenheit, mit einem Schweizer Nationalspieler die Taktik eines meiner Lieblingsspiele zu analysieren – mein persönliches Highlight.“
Markus Heinzelmann ist Chefcoach unserer Bundesligamannschaft und war im August einer der ersten Kauferinger Trainer, die auf Einladung unseres Partnervereins Einblicke vor Ort sammeln durften. Die Red Hocks bedanken sich nochmals herzlich, wünschen ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr und freuen sich auf die kommende gemeinsame Zeit.